Abgeschickt von Simone am 06 April, 2000 um 12:46:35
Antwort auf: Verhaltensgestörte Hunde vom Züchter? von Britta am 03 April, 2000 um 18:59:59:
Hallo alle zusammen,
in letzter Zeit kommen mir häufiger Berichte von "verhaltensgestörten" Weißen Schäferhunden (vor allem Welpen) zu Ohren. Zum einen liegt das sicherlich daran, daß der Weiße Schäferhund in der Bevölkerung immer bekannter und beliebter wird und somit viele planlose Vermehrer (Züchter kann man sie beim besten Willen nicht nennen)auf den Plan ruft. Diese haben oftmals keine Ahnung von der Sozialisierung ihrer Welpen. Sicherlich ist nicht gleich jeder ängstliche Hund ein Produkt solcher planlosen Vermehrung. Aber mir ist eben aufgefallen, daß gerade das Problem der Überängstlichkeit daraus resultieren kann. Wird der Welpe in seinen ersten Lebenswochen nicht an seine Umwelt, andere Hunde und andere Menschen herangeführt, dann kann das lebenslänglich Probleme nach sich ziehen.
Ich bin selbst seit 1988 Tierschutzbeauftragte beim Deutschen Tierschutzbund und habe in den örtlichen Tierheimen schon alles mögliche an "Verhaltensstörungen" bei Hunden gesehen. Oft waren diese auf die mangelhafte Sozialisierung in der Welpenzeit zurückzuführen.
Ich denke, hier ist jeder Interessent eines Welpen gefordert, den von ihm auserwählten Züchter auf Herz und Nieren zu prüfen. Leider machen sich die meisten mehr Gedanken vor dem Kauf einer Waschmaschine als vor dem Kauf eines Hundes. Da geht man planlos vor, achtet nur auf Schönheit und eignet sich im Vorfeld eigentlich kein Wissen an. Wenn sich das später rächt, ist das Geschrei dann groß.
Ich kann jedem nur raten, sich vorher zunächst über den auserwählten Rassehund genauestens zu informieren und möglichst vorher schon Kontakte zu diversen Züchtern (und möglichst auch nur "einfachen Haltern" der gewünschten Rasse) aufzunehmen. Man sollte so viele Informationen wie möglich zusammentragen. Dann kann man unter diesen Gesichtspunkten Züchter aufsuchen und gezielt Fragen stellen, um die schwarzen Schafe gleich herauszufiltern. Vieles läßt sich sogar schon vorab am Telefon klären, so daß man sich evtl. eine lange Anfahrt ersparen kann.
Die Züchter meines Greif haben mich damals, bevor ich auch nur einen einzigen Hund von ihnen zu Gesicht bekam, drei Stunden lang ausgefragt, um festzustellen, ob ich (als bis dato noch Unerfahrene im Umgang mit Hunden) überhaupt geeignet wäre (trotz Vorlage meines Tierschutzausweises). Daran konnte ich z.B. schon erkennen, daß ihnen die optimale Unterbringung ihrer Welpen am Herzen lag und sie nicht an jeden einen Hund abgeben. Sie listeten mir auch all die Nachteile auf, die mit der Hundehaltung verbunden waren. Das fand ich gut.
Ich selbst habe sie natürlich auch ausgefragt und habe ehrliche Antworten erhalten. Wie gesagt, erst nach 3 Stunden durfte ich die Hunde sehen. Sie konnten mir über jeden Welpen genaue Angaben zu dessen Verhalten und Eigenarten geben. Im Falle von Greif stimmte das 100%ig, was sie mir im Vorfeld sagten. So konnte ich damals den für mich optimalen Hund heraussuchen und habe es bis heute (Greif ist 3 Jahre alt) nicht einen einzigen Tag bereut. Greif hat vom ersten Tage an bei mir keine Verhaltensauffälligkeiten gezeigt.
Ich meine, wenn jeder sich im Vorfeld Gedanken macht, ist es nicht schwierig, die schwarzen Schafe unter den Züchtern und vor allem die Vermehrer herauszufiltern. Erst wenn kein Interesse mehr an solchen Züchtern/Vermehrern besteht und sie auf ihren Welpen sitzen bleiben, wird sich etwas ändern können. Es ist also jeder einzelne Hundeinteressent gefordert. Die Vermehrer selbst werden sich ansonsten nicht so schnell das Handwerk legen lassen, denn für sie gilt in erster (oder meist einziger) Linie das schnelle Geld.
Ist das Kind bereits in den Brunnen gefallen (sprich der Hund in irgendeiner Weise verhaltensauffällig), gibt es manchmal auch Mittel und Wege, um das wieder in den Griff zu bekommen. Nur ist das oft wesentlich aufwendiger. Wie Rolf schon im Forum schrieb, habe ich das bei meiner Queenie (ein Abgabetier mit schlimmer Vorgeschichte) mit Greifs Hilfe auch wieder hinbekommen. Für solche Hunde mit schlechten oder gar keinen Erfahrungen sind gut sozialisierte und selbstsichere Hunde in ihrem direkten Umfeld im wahrsten Sinne des Wortes Gold wert.
Noch ein Satz zu nachweislich kranken Hunden (also vom Tierarzt bescheinigt): wer einen solchen Hund gekauft hat, sollte den Züchter zunächst zur Übernahme der Tierarztkosten auffordern und notfalls verklagen. Solche Leute kann man immer nur packen, wenn es an den Geldbeutel geht. Bei einer defekten Waschmaschine würde man auch nicht auf die Idee kommen, das als gottgegeben hinzunehmen, oder? Es empfiehlt sich, schon beim Kauf eines Welpen ein aktuelles tierärztliches Gesundheitszeugnis anzufordern. Dann hat man die besten rechtlichen Voraussetzungen. Sollte jemand zu diesem Thema Fragen haben, werde ich diese gerne beantworten, denn ich habe auch schon einmal erfolgreich eine Katzenzüchterin verklagt, die milben- und pilzbefallene Katzen abgegeben hat.
Viele liebe Grüße
Simone